Der 25. Februar 2010 – die GS Horn befindet sich im Ausnahmezustand. Vier Tage lang haben Christian v. Richthofen und Benny Greb, beide fast schon Dauergäste unserer Schule, an unserem Percussionmobil, einem Opel Kadett E, neue Sounds, Songs, Showelemente und Effekte geprobt.
Den Erfolg wollten sie unserem Publikum im Rahmen des Horner Nachtcafés präsentieren. Nun aber möchten sie gerne das gesamte Programm zeigen. Alles – vom vokalen Opener bis zum Vorschlaghammer-Ballett, vom sanften Bespielen des noch ansehnlichen PKW bis hin zur musikalischen Crash-Behandlung. Immerhin geht es danach auf Tournee...

Die Schulleitung zweifelt: Kann, darf unseren SchülerInnen gezeigt werden, wie ein Automobil genüsslich zerlegt wird? Handelt es sich um Sachbeschädigung, Vandalismus oder Kunst? Genügen die Sicherheitsvorkehrungen einer Flex-Behandlung der Karosserie? Ist das Publikum vor Windschutzscheiben-Splittern hinreichend geschützt?
Ist eine derartige Show überhaupt pädagogisch zu verantworten?
Die Schulleitung berät, lässt sich von den Künstlern die einzelnen Showelemente erklären, sich die Flexhandhabung zeigen.

Dann die kleine Revolution:
Kunst gegen Zweifel, Künstler gegen Bedenken – die Kunst siegt.

Am 26. Februar zeigten die beiden unvergleichlichen Musiker in unserem bis auf den letzten Platz gefüllten Konzertsaal um 19 Uhr ihre ungekürzte, unnachahmliche, mit neuen Elementen und Showeffekten gespickte, total durchgeknallte und musikalisch, handwerklich und stilistisch umwerfende Show „AutoAuto! spezial“ einem vom ersten Ton an begeisterten Publikum.

Man kann diese Show nicht beschreiben, man muss sie sehen, hören, fühlen.
Man muss erlebt haben, was zwei grandiose Musiker alles mit einem Opel Kadett E – dem Steinway unter Musikmobilen – anzustellen wissen: Selbst nach der Show hat man längst noch nicht jede Nuance, jedes Solo, jedes handwerklich perfekte Element verstanden.

Für uns Normalbürger ist nicht nachvollziehbar, wie es überhaupt möglich ist so schnell, so groovy, so präzise, so differenziert mit den Händen, den Füßen, den Sticks und Besen, dem gesamten, schwitzenden Körper und den so wunderbar aufeinander abgestimmten Gesangsorganen auf mehreren Ebenen zugleich Musik zu machen. Man kann nur staunen, sich mitreißen lassen und versuchen mit offenem Mund dem Geschehen zumindest halbwegs zu folgen.

Immer, wenn man meint gerade das künstlerische Nonplusultra erlebt zu haben, toppen die beiden Künstler das Geschehen noch, parodieren den Diktator beim TÜV, schreiben die Verkehrsstau-Bilanz neu, tanzen mit Vorschlaghämmern zu Tschaikowski-Musik, interpretieren Samba als Autotüren-Percussion, legen rasante Soli auf der Kühlerhaube hin oder auf einem Spezialset im Kofferraum, lassen die Flex rhythmisch Worte in die Karosserie kreischen, Handkanten Scheiben implodieren...und als Zugabe noch indische Tabla-Rhythmen zum Räucherstäbchen-Ambiente vom Autodach erklingen.
Wie gesagt, dieses Konzert lässt sich nicht beschreiben.

Den optimalen Sound ermöglichte auch bei diesem Konzert wieder Karsten Böttcher vom Tivoli. Wie er unsere Mischer, Verstärker und Mikros zu einem soundtechnischen Gesamtkunstwerk verkabelt, ist immer wieder einzigartig.
Die Crew der musikalisch-technischen Helfer arbeitete ihm vorzüglich zu: Herr Everling, der mit jedem Konzert seinen Fundus an Beschallungswissen bereichert und unsere drei Lehramts-PraktikantInnen Frau Brauer (Handkamera), Frau Larisch (Standkamera) und Herr Lehrbaß (Ton, Technik) – für alle drei ein unvergessliches Highlight ihrer Ausbildung an der GS Horn.

Unser hauseigenes Percussionmobil war einmal. Es hat diesen Abend nicht überlebt.
Seine Reste wurden am folgenden Montag abgeholt.
Christian v. Richthofen versprach uns aber ein neues, bei Kisow in Norderstedt warten die letzten zwei Opel Kadett E auf den Transport in die GS Horn. Nun müssen wir uns nur noch entscheiden, welches von beiden in Zukunft unsere SchülerInnen in die Kunst der automobilen Perkussion einzuweisen helfen darf.
Denn eins ist sicher: Ein solcher Abend bleibt nicht ohne musikalische Konsequenzen...