Musik & Politik

Hamburg nennt sich Kulturstadt.
Hamburger Musiklehrerinnen und -lehrer aller Schulformen arbeiten intensiv und mit meist überdurchschnittlichem Einsatz daran, ihre SchülerInnen in ein reichhaltiges Kultur- und Musikleben hineinwachsen zu lassen, das offen und interessiert wahrgenommen und aktiv mitgestaltet wird.

Hamburg ist das einzige Bundesland, welches sich ein Lehrkräfte-Arbeitszeitmodell leistet, das – Stopp!, lassen wir das, denn zu Beginn der „Erprobung“ des „LAZM“ wurde uns LehrerInnen mitgeteilt, ab sofort auf öffentliche Kritik verzichten zu dürfen bzw. diese, falls sie unverständlicherweise nötig sein sollte, mit der Pressestelle der Schulbehörde abzugleichen.

Halten wir uns daran, indem wir nur ein paar Fakten nennen, die nachprüfbar sind. Verständlich machen kann man das LAZM außerhalb Hamburgs sowieso niemandem. Schon gar nicht KollegInnen, die schon nach kurzen Erklärungen kopfschüttelnd reagieren und nicht nachvollziehen können, warum es etwas derartiges geben muss. Das „Modell“ gibt es ja auch nur bei uns, andere Bundesländer hätten es sicher schon übernommen, wenn...

In Hamburg werden die Schulfächer „faktorisiert“, d.h. jedem Fach wird ein Faktor X zugeordnet, mit dem die Unterrichtsstunden multipliziert werden. Das soll Gerechtigkeit schaffen, da es ja korrekturintensive Fächer gibt wie z.B. Deutsch oder Englisch, aber auch Fächer, in denen eher mehr „gespielt oder nur geturnt“ wird. In dem Faktor eines Faches sind neben dem Unterricht selbst auch Zeiten für Vor- und Nachbereitung enthalten, Korrekturzeiten, Zeiten für Gespräche mit SchülerInnen und Eltern, Zeiten für Konferenzen – Sie verstehen?

Musik wird mit dem Faktor 1,4 in der Mittelstufe berechnet. Das bedeutet: für eine Unterrichtsstunde bekommt eine Musik-Fachkraft 1,4 Zeitstunden. Sport gilt noch weniger (Hamburg nennt sich Sportstadt) und die KollegInnen der Grundschulen werden, gemessen am Faktor, kaum noch ernst genommen. Wöchentlich muss eine Lehrkraft rund 46,5 Stunden für die Schule arbeiten (die Ferien werden hier aufgerechnet, der Begriff „unterrichtsfreie Zeit“ spielt da keine Rolle). Nun nehmen Sie sich bitte einen Taschenrechner und berechnen die wöchentliche Unterrichtsstundenzahl einer Musiklehrerin oder ihres Kollegen.

Sehen Sie? Nun gut, es gibt ein paar so genannte F-Stunden für anderweitige Tätigkeiten wie z.B. die Fachvertretung (wenn es die noch gibt), zudem werden 2,5 Stunden für allgemeine Aufgaben abgezogen – dennoch: Das Fach Musik lebt mittlerweile von LehrerInnen, die nicht selten über 30 Stunden unterrichten. Zeit für Konzerte, Musikfreizeiten, CD-Produktionen, Musical-Kompositionen? Deren Hobby, deren Freizeit, deren Problem.

Seit der Einführung des LAZM haben sich zahllose Hamburger MusikkollegInnen in ihr Zweitfach „gerettet“, das höher faktorisiert wird, haben das Bundesland gewechselt oder sich mit dem Zustand arrangiert, indem sie musikalische Vorhaben und Projekte reduzierten, AGs
nicht mehr anboten oder auf musikalische Traditionen ganz oder teilweise verzichteten. Schon im ersten LAZM-Jahr mussten an über 80 Schulen mehr als 230 Musikprojekte eingestampft werden, weil es keine Zeit mehr für sie gab.

Die „Versammlung Hamburger Schulmusik“, 2003 an der GS Horn gegründet, versucht – wie auch ihr Partner, das „Hamburger Bündnis für Musikunterricht“ (Schulen, Hochschulen, Uni, MusiklehrerInnen-Verbände) – seit Bestehen des LAZM, die Bedingungen für den Musikunterricht, für Ihre Kinder und deren Musiklehrkräfte wieder zu verbessern.

Sie, lieber Gast unserer Homepage, können uns helfen, indem Sie für den Erhalt und Ausbau der musikalischen Bildung unserer Jugend das Wort ergreifen, sich nicht auf schöne Reden und Leuchtturm-Projekte verlassen und in den Schulen Ihrer Kinder das Gespräch mit Ihren MusiklehrerInnen suchen – bevor Sie sich verständlicherweise darüber ärgern, warum wichtige AGs, Musikabende, Neigungskurse u.U. an Ihrer Schule nicht angeboten werden.

 

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