Neues Rhythmus-Projekt mit Christian v. Richthofen an unserer Schule!

Der bekannte Ausnahme-Percussionist und Schauspieler Christian v. Richthofen ("Auto Auto", "Hotschrott"), seit langer Zeit schon fast Stammgast an unserer Schule, machte seine Zuneigung zu unseren Schülerinnen und Schülern nun zu einem Projekt, an dem zunächst ein Jahr lang bis zu 50 Kinder der Klassen 6-8 teilnehmen dürfen.
Das gemeinsame "Beschnüffeln" und Ausprobieren begann mit knapp 70 Schülerinnen und Schülern, die sich nach einer vorangegangenen "Tournee" Christian v. Richthofens durch unsere Musikkurse für das Projekt begeistern ließen.
Das Material sah allerdings dann doch sehr - nun ja - außergewöhnlich aus, obwohl Christian v. Richthofen natürlich schon erwähnt hatte, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Trommelkurs handeln würde...

Aber unsere Schüler sind ja schon durch unseren Musikunterricht "Kummer" gewohnt (siehe Cajon-Bau), da konnten ein paar dicke Sticks und Plastiktüten nicht wirklich irritieren.
Gewohnt sind unsere Schüler durch unsere zahlreichen Auftritte und Trainings auch, sich im Ernstfall ruhig und aufmerksam zu geben - fast zwei Stunden lang konnte auf ein Mikrofon völlig verzichtet werden, nur ein Schüler wurde nervös und ging, alle Ansagen wurden konzentriert aufgenommen, Zettel ausgefüllt, erste Übungsgruppen eingeteilt...

...Christian v. Richthofen machte vor, beschrieb, spielte Rollen, spielte auf seiner Plastiktonne, klatschte und steppte, brüllte, flüsterte, wisperte, sang und beatboxte, ließ die Kinder nachmachen, entwickeln, ausprobieren, staunen, zweifeln und lachen - für so manche/n ein Sprung ins extrem kalte Wasser, für manche fast eine Offenbarung.

Nicht jeder konnte damit etwas anfangen, das ist verständlich. Manche grinsten verschämt, trauten sich nicht, blieben im Hintergrund, flüsterten mit verschränkten Armen, wenn andere laut wurden, quatschten, weil ihnen alles irgendwie doch mehr als peinlich war.
Mit den Sticks wurde es dann allerdings etwas vertrauter, dazu ein Schlagzeug aus Tonne und Backblech - ein unglaublich überzeugender Sound und Groove. Die Körper und Gesichter lockerten sich, die Beine machten mit, die Stimmen wurden selbstbewusster.

Als dann noch die Plastiktüten zum Einsatz kamen, um zur "Band" einen lockeren Hi-Hat-Sound zu imitieren, war jedem klar: entweder vergesse ich ganz schnell meine bisherige Auffassung von Musik und Rhythmus und mache mit - oder ich bleib lieber doch bei dem, was ich kenne, bloß nichts riskieren.

Nächster Tag, Schulschluss: eine Schülerin kommt auf mich zu und grinst auffällig breit:
"Tja, Herr Schmidt-Landmeier, ich war wohl gestern nicht dabei, weil, ich hab den Termin vergessen, aber was da andere so erzählen, war das wohl voll langweilig, immer bloß Tüten rascheln und sich konzentrieren und keiner sollte reden und so!"
Ich zeige nur lässig auf den handbreit hohen Stapel von Anmeldungen, die mir seit dem frühen Morgen in kurzen Abständen von eiligen Kindern ("kann ich noch mitmachen, oder ist die Gruppe schon voll?") im Musikraum in die Hand gedrückt worden waren. Und nächste Woche kommen noch welche hinzu.
Tja, schade: eine Schülerin ärgert sich jetzt mit ihrer "Informantin" schwarz, wenn sich jede Woche eine wagemutige Gruppe experimentierfreudiger "Verrückter" mit einem Percussion-Guru trifft, um gemeinsam musikalisches Neuland zu betreten. Und spätestens nach dem ersten Auftritt ärgern sich noch viel mehr, die statt dieser Veranstaltung im HDJ Billard spielten oder daheim vor der Glotze verbrachten.
Aber so ist das eben.

Danke, Christian, und viel Glück für Dich und Deine neue Gruppe!