Colors Of Rhythm - ein Percussion-Konzert der Superlative!

Gleich vorweg: alle waren sich einig. Das Konzert war fantastisch. Unglaublich. Die Musiker: einzigartig. Das Publikum: rundum fasziniert. Ein Mega-Event, kaum zu toppen.

Was war am Fr., den 8.12., geschehen?

Schon um 18 Uhr strömen die ersten Gäste in unseren Konzertsaal, um das vielfältige Equipment der Musiker zu bestaunen und sich einen Sitzplatz zu sichern, denn niemand wusste, wie viele Gäste kommen würden.

Um 19 Uhr ist das Zentrum bis auf wenige Stühle besetzt. Schüler aller Klassenstufen, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer der GS Horn und anderer Hamburger Schulen. Studenten und Dozenten der Musikhochschulen, Musiker Hamburger Bands, Fachseminarleiterinnen und ReferendarInnen, Redakteure von Percussion-Zeitschriften und dem Wochenblatt, ehemalige LehrerInnen und SchülerInnen - ein bunt gemischtes Publikum also, höchst gespannt und bereit, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben.
Licht aus. Yogi Jockusch.
Eine unglaubliche Vielfalt der Klänge. Ein Sound-Universum. Von der Eieruhr über Handpercussion zum Elektrosound. Von zartesten Klängen über und unter Wasser zum sattesten Conga-Groove. In höchster Konzentration stoßen sich Kinder an, um sich sprachlos zu zeigen, worauf er gerade wieder seine Klänge produziert. Staunen, offene Münder, Mitklatschen nach Aufforderung des Meisters. Und: Handys an! Wie bitte? "Ja, ihr dürft mich während der Performance anrufen!" Verrückt, aber wahr. Der Klingel-Sound als Element der Aufführung.

Wer bislang dachte, Trommeln seien nur laut und sonst nichts: Yogi Jockusch, Percussionist des Musicals Dirty Dancing und im World Drum Trio, zerlegte jedes Vorurteil in seine Einzelteile, setzte ein komplexes Klangkunstwerk zusammen und bewies: alles ist Rhythmus, alles ist Klang. Tosender Applaus, ein Orkan aus Beifall, ein Publikum aus dem Häuschen.
Pause, Sektbar, die ersten Kinder trauen sich, um Autogramme zu bitten. Bitte, Yogi! Staunende Blicke auf die Instrumente, deren Sinn nun im Nachhinein deutlicher wird.

Licht aus, Bassam Abdul-Salam.
Nein, eigentlich wollte er nichts sagen, nur spielen, aber es ist gut, dass er sein kleines Set aus den unterschiedlichsten Trommeln und Erfindungen erklärt. Nur so kann jeder versuchen zu begreifen, was jetzt passiert - mit zwei Fußmaschinen und je 2 Schlägeln in jeder Hand.

Du meine Güte, was macht dieser Mensch da?
Wie ist das möglich, so viele verschiedene Rhythmen parallel zu- und gegeneinander zu spielen, die Gliedmaßen unabhängig voneinander ständig neu zu organisieren, ineinander verwobene Rhythmus-Strukturen aus einer Vielzahl einzeln hochkomplizierter Patterns zu kombinieren? Schließe ich die Augen oder verfolge ich seine unglaublich flüssigen Bewegungen, die über einen Spiegel überlebensgroß an die Bühnenwand projiziert werden?
Wo ist der Puls? Hab ich ihn, ist er schon wieder weg. Soll ich mich treiben lassen oder versuchen, den Polyrhythmus zu verstehen, bevor er in den nächsten übergeht?
Eine Musik-Kollegin in der Pause: "Ich dürfte nicht einmal ansatzweise versuchen, so etwas aufzuschreiben, und er spielt das so locker weg..."

Bassam Abdul-Salam, Percussionist des Musicals König der Löwen, entführt mit dem Ausschnitt aus seinem Solo-Programm in eine Welt der Percussion, die fast mathematisch- strukturalistisch, gleichzeitig aber magisch und transzendental anmutet. Man kann gar nicht aufhören hinzuhören.
Tosender Applaus, ein Orkan aus Beifall, ein Publikum aus dem Häuschen.
Keine Pause, Christian v. Richthofen.
Ein alter Reifen auf einem Metall-Gerüst, darauf eine Kiste. Daneben ein Holzkübel mit runden Holztrommeln. Eine Gitarre. Sonst nichts.

Er hustet, formt aus dem Husten einen Rhythmus, daraus einen Husten-Rap. Moderiert zwischendurch in den Rhythmus hinein, singt, bläst ein Posaunen-Solo mit dem Mund. Augen zu: ist es vielleicht doch eine echte Posaune? Augen auf. Er hält eine Gitarre in der Hand.
Ja, wie hält der die denn? Auf den Knien, und er spielt auf den Saiten Rhythmen, auf dem Körper, auf allen Teilen des Instruments. Singt dazu. Improvisiert, zerlegt Akkorde in perkussive Einzelteile, intoniert mit der Sicherheit des Absoluthörers, bastelt Stimmen und Klänge, stampft mit den Füßen auf der Bühne die Bässe...

Er legt noch ein Vocal-Solo obendrauf.
Und noch ein weiteres auf seiner Cincon, einer eigens von Herrn Schmidt-Landmeier für ihn entworfenen Cajon mit 5 Tonfeldern. Tosender Applaus, ein Orkan aus Beifall, das Stichwort für Jürgen Attig.

Seinen Bass darf keiner anfassen, nur er selbst, sogar Christian durfte ihn nicht herein tragen. Jürgen Attig spielt überall in der Welt. Jazz, Pop, Rock, alles. Auch beim König der Löwen. Er spielt hinreißend, virtuos, zärtlich, groovig und heftig, lässig und melodiös. Er spielt auf 4 Saiten besser, als andere es je im Leben auf 80 Tasten hinkriegen. Seine Finger fliegen über die Bünde, streicheln die Saiten, entlocken ihnen Töne, die ein Laie nie in einem Bass vermuten würde.

Dann steigt Christian v. Richthofen ein. Leise schleift er die Cincon ein und umsingt die Bass-Linien, ein Meisterwerk aus harmonisierenden Einzelstimmen entsteht.
Beide Musiker hören aufeinander, entwickeln die Musik im Spiel, improvisieren ad hoc, finden wieder zusammen. Das Publikum hält den Atem an.

Tosender Applaus, ein Orkan aus Beifall, ein Publikum aus dem Häuschen.
Zugabe.
Tosender Applaus.
Und noch ein süßes kleines Liedchen. Schnippen und Fußarbeit und Singen und Vocussion. Technisch völlig unmöglich, Christian v. Richthofen kann es. Letzte Pause, ein letztes Durchatmen, Autogramme und CD-Verkauf, vorsichtige Fragen der Kinder, ob sie mal die Instrumente erklärt bekommen können. Ein Sekt an der Bar.

Herr Everling, äußerst kompetenter Mischer und Tontechniker des Abends (da sieht man mal, was Musiklehrer noch alles können!), lehnt sich gespannt über die Regler, um den letzten Höhepunkt des Abends den immer noch nicht ermüdeten Ohren des Publikums zu präsentieren.

Liebe Gäste: Yogi Jockusch, Bassam Abdul-Salam, Christian v. Richthofen und Jürgen Attig in ihrer ersten gemeinsamen Session!
Was nun abgeht, muss man nicht mehr beschreiben. Wenn 4 höchstkarätige Musiker jammen, bleibt niemand mehr ruhig sitzen. Jeder will mitschnippen, Füße, Hände, Köpfe und Knie zucken, der Funke, längst von jedem einzelnen Musiker ins Publikum gesprüht, vervielfacht sich und wird vom Publikum zurück gegeben.

Christian von Richthofen bittet zwei Schüler auf die Bühne, die er in der Pause und in einem seiner Projekte kennen gelernt hat. Umut (Kl. 10) legt einen satten Beatbox-Groove vor, die Musiker steigen ein, und Soner (Cajon-Orchester Jahrgang 8) darf das erste Mal in seinem Leben mit Profis zusammen auf der Bühne spielen.

Beim letzten Song wechseln die Musiker - außer Jürgen Attig natürlich - ihre Instrumente und beweisen, was sowieso jeder wusste: es ist egal, worauf sie spielen, es ist immer fantastisch.
Tosender Applaus. Ein Orkan aus Beifall, ein Publikum aus dem Häuschen.
Auftritt Katrin Jepsen, das Abschiedsritual naht.
Das Schöne an der Verleihung unserer Horner Rose ist natürlich nicht die Rose selbst, sondern der damit verbundene Kuss. Das hat unser ehemaliger Schulleiter so eingeführt, und er wusste, warum. Frau Jepsen weiß es auch, und die Musiker freuen sich sichtlich.

Natürlich bleibt es nicht bei einem Applaus für die Musiker und Musiklehrer, die dieses Konzert ermöglichten.

Alle wissen, dass ohne Peter Fischer, den Mann im Hintergrund und am Licht, den Konstrukteur der Spiegeltechnik und Ideengeber in scheinbar aussichtslosen Situationen, den ruhenden Pol und kulturschaffenden Schulleiter nichts ginge. Auf die Bühne!

Auch der Hausmeister des Gebäudes Snitgerreihe, Herr Sievers, wird auf die Bühne gebeten. Was wäre ein Konzert ohne die Betreuung durch den Hausmeister von Anfang an bis zum Einpacken der letzten Trommel? Ohne eine Sektbar?

Wir sind stolz und froh, euch bei uns zu Gast gehabt zu haben! Wir danken

 

für diesen unvergesslichen Abend!

Eure Horner LehrerInnen und SchülerInnen, eure Gäste des Abends, eure Schulleitung und natürlich eure beiden Musiklehrer der GS Horn, Jens Everling und Arend Schmidt-Landmeier!