AutoAuto Spezial

„Herr Schmidt-Landmeier, bei Ihnen steht ein AUTO im Musikraum!!!“
Die SchülerInnen der Klassen 5-7 sind ebenso irritiert wie das Kollegium, aber man ist vom Musikbereich ja Merkwürdiges gewohnt.
Die 6. Klasse betritt den Raum, umrundet ehrfurchtsvoll den automobilen Fremdkörper und begibt sich in den umgebauten Sitzkreis.
„Wie haben Sie den denn hier reingekriegt?“
„Kann der noch fahren?“
„Wozu ist der denn da?“
Ein Schüler zeigt sich kompetent: „Damit macht doch Christian v. Richthofen Musik, der spielt da drauf, und der hat bei uns auch schon mal eine Show gemacht.“ Kollektives Aha-Erlebnis: „Stimmt, steht ja auf der Homepage!“ (Horner Nachtcafé > Opus Opel / Percussion > Auto im Musikraum)
Der geplante Unterrichtsstoff wird verschoben. Was ist schon die Abfrage unserer Musicaltexte gegen die unübersehbare Präsenz eines Opel Kadett E, des „Steinways unter den Musikmobilen“?
Motivation: „Wenn der Christian darauf trommeln kann, dann können wir das auch.“
Kurze Wiederholung der Conga-, Cajon- und Schlagzeugrhythmen der letzten zwei Jahre auf den Knien. Und ab ans Auto.
Die Kinder suchen die Bass-Klänge auf der Motorhaube, die Snare-Effekte auf den Dachgepäckträgerleisten, die Guiro-Ratscher auf den Belüftungselementen, den Rimclick der Türgriffe.
Selbstbewusst und rhythmisch sicher übertragen Schüler der Percussion-AG ihre Djembe-Patterns auf das Autoblech. Grooven sich ein, experimentieren mit Klangfarben und Dynamik. Die Klasse klatscht mit, die Musikraumtür öffnet sich.
Zwei Männer lassen ihre Taschen fallen, sagen kein Wort, mischen sich unter die spielenden Schüler und trommeln mit. Der ältere singt, der jüngere holt ein paar Besen; der ältere stampft mit den Füßen, der jüngere knallt die Autotür zu:
Impro-Session der 6. Klasse mit Christian v. Richthofen und Benny Greb.

Nun sind die Profis dran. Keine großen Worte, keine Starallüren, einfach nur ein kleines, grandioses Solokonzert für unsere SchülerInnen.

AutoAuto Spezial

Das haben unsere SchülerInnen noch nicht gesehen, noch nie gehört. So etwas geht eigentlich gar nicht. So schnell kann man doch überhaupt nicht spielen. Und das auch noch auf einem Auto. Jetzt nehmen die sogar noch ihre Füße dazu, knallen die Türen, jagen die Hände über das Dach, springen in die Luft und donnern mit den Füßen auf halber Höhe Bass-Rhythmen an die Türen. Treiben sich an, reagieren in Sekundenbruchteilen aufeinander, nutzen jeden Zentimeter des Klangkörpers für unglaubliche Sounds, schwitzen, schnaufen, rufen, singen, beatboxen, enden punktgenau, grinsen in die Klasse.

AutoAuto Spezial

„Noch Fragen?“
Und ob! Und alle werden beantwortet.

Christian v. Richthofen stellt seinen Freund Benny Greb vor. Der 29-jährige Profi gehört zur Weltelite der Drummer.
2006 wurde er vom führenden US-Drum-Magazin Modern Drummer Magazine auf den Platz 2 der weltweit besten Newcomer gewählt.
Seine unzähligen Youtube-Clips sind Kult, sein Lehrvideo rangiert in den USA auf Platz eins.

Natürlich gibt Benny noch ein Solo auf einem unserer Schulschlagzeuge. Ein Profi kann auf allem spielen. Auf einem kleinen Set, mit nur einer Tom und einem von ihm selbst für MEINL entwickelten Becken, für den großen Instrumentenhersteller, der auch Partner unserer Schülerfirma ist (Partner & Sponsoren > 1./2. Geschenke von MEINL).
Fotografieren geht kaum, selbst die Sport-Einstellung der Digitalkamera ist zu langsam. Unseren SchülerInnen stehen die Münder offen, es ist mucksmäuschenstill. Da „wischt“ Benny nur mal eben kurz von der HiHat zum Becken und zaubert dabei mehr Klänge aus den Trommeln als ein Normalsterblicher zu hören in der Lage ist.

Aber Benny spielt nicht nur, er zeigt Tricks, erklärt Techniken und Fachausdrücke, lässt die Sticks wirbeln und rhythmische Patterns in Zeitlupe ablaufen.

AutoAuto Spezial

Die Stunde ist viel zu schnell zuende. Die SchülerInnen verlassen nur unwillig die Szenerie, stellen private Fragen, schieben sich langsam an den Kindern vorbei, die sich am Glas der Musikraumtür die Nasen platt drücken.

Ein Schüler einer anderen Sechsten betritt zaghaft den Raum. Joshua hat mit einer Percussion-Performance einen Preis bei unserem Wettbewerb der „Horner Talente“ gewonnen: Mit chinesischen Essstäbchen und seinen Händen auf einem alten Schulstuhl.
Er lässt sich überreden den beiden Profis sein kleines Werk vorzuführen.
Vorführen?!?
Das Bild bleibt unvergesslich: Joshua gibt vor, wird sanft unterstützt durch Christian, untermauert durch Benny, lässt die Essstäbchen wirbeln, hört nach links und rechts, improvisiert, ist hoch konzentriert, ist glücklich.

AutoAuto Spezial

Drei Tage lang verwandelten Christian und Benny den Musikbereich II in eine Showbühne, probten vor und mit unseren SchülerInnen, beantworteten neugierige Fragen, ließen sich Cajon-Grooves vorspielen, gaben unzählige Tipps und Anregungen, genossen Salate und Süßigkeiten der Cafeteria, tranken literweise Wasser, Orangensaft und Kaffee, füllten den Raum mit Klängen, Reden, Gesang, Rhythmen und kreativem Blödsinn, klönten nachmittags mit SchülerInnen auf dem Schulhof und zeigten Clips von Auftritten und Tourneen.

Übrig geblieben sind wunderbare Erinnerungen und ein Auto. Ein Opel Kadett E.
Und die Vorfreude auf Benny Grebs Drum-Coaching für unsere SchülerInnen und sein Solokonzert am Dienstag, den 29.9.2009, in unserem Konzertsaal zum 40-jährigen Jubiläum unserer Schule.
Und die Vorfreude auf unsere „Horn Night Of The Proms“, auf der Christian und Benny am 30.9.2009 Ausschnitte aus ihrem Programm „AutoAuto Spezial“ zeigen werden.
Und Benny Grebs DVD „The Language Of Drumming“ – mit Widmung für die GS Horn.

Ab jetzt wird bei uns noch mehr geübt. Denn beide Profis gaben unseren SchülerInnen auf die Frage „Warum seid Ihr so unglaublich gut?“ eine klare und unmissverständliche Antwort:
„Üben. Üben und üben und üben.“