Unser Flügel ist wieder zu Hause!
Ein Grotrian Steinweg-Flügel ist nicht irgendein Instrument, sondern eben ein Grotrian Steinweg.
Aber, aber, kein Instrument ist irgendeins, sondern jedes hat doch seine Persönlichkeit, seinen speziellen Charakter!
Das stimmt schon, einmal abgesehen von Billig-Plastikklangerzeugern, deren Elektronik-Sounds direkt im Magen ankommen und dort den gleichen Effekt erzielen wie die Fertig-"Gerichte", die direkt im Regal daneben angepriesen werden.
Ein Grotrian Steinweg jedoch...
Unserer ist so alt wie unsere Schule selbst. Anfangs noch genutzt als Konzertinstrument im Unterricht, wurde er bald schon zweckentfremdet, verlor seinen ureigenen Charakter und fristete ein immer kläglicheres Dasein.
Er wurde im Musikunterricht zum Üben benutzt wie jedes einfache Keyboard um die Ecke, in den Pausen von unkundigen Händen behämmert, zig mal umgestellt bis seine Beine wackelten, mit unzähligen Unterrichtskopien, Kreidebehältern, Mappen und Büchern gepflastert bis seine Außenhaut zerschrammte. Und er wurde - weil er nun schon so ramponiert war - viel zu wenig gestimmt.
Sähe ein Mensch nach 36 Jahren so aus, bezeichnete man ihn - ganz sicher hinter seinem Rücken - als "total verlebt". Bei Menschen hilft dann notfalls noch eine Klinik.
Bei Konzertflügeln hilft Bernd Balbierski.
Der gelernte Klavierbauer, in Hamburg nicht ganz unbekannt, schaute sich den Flügel an, bekam sofort Mitleid und ließ ihn eines dunklen Wintermorgens abholen. Wohl, damit der Flügel sich seines Zustandes nicht schämen musste.
Herr Balbierski behielt ihn lange, unseren Grotrian Steinweg. Und er erneuerte fast alles, was erneuert werden konnte. Und noch mehr. Es folgte eine Radikalkur des Inneren, ein Herantasten an den früheren Zauber, eine akribische Rekonstruktion einer musikalischen Welt, ein Wiederaufbau eines Klangerlebnisses. Herr Balbierski ist ein Künstler!
Denn das Können eines Klavierbauers besteht längst nicht nur darin, neuen Filz zu kleben und mechanisch Metallstifte zu positionieren. Es besteht darin, dem Instrument seinen Charakter zurückzugeben, den er über Jahre hinweg verloren hat. Wie bei einem "verlebten" Menschen, der in einer guten Klinik nicht nur körperlich, sondern auch psychisch aufgebaut wird, bis er wieder weiß, warum es sich zu leben lohnt.
Dann wurde unser Flügel zurück gebracht. Im Mai, im Morgenlicht. Zunächst noch verpackt, um nicht verletzt werden zu können.
Natürlich will und kommt er nicht wieder zurück an seinen Platz, der ihn 36 Jahre seines Lebens gekostet hat.
Nein, unser neuer alter Grotrian Steinweg wird endlich wieder konzertieren!
Er findet nun seinen Platz in unserer Aula, dem Zentrum unserer Schule, gestützt auf stabile Beine mit golden schimmernden Konzertrollen, geschützt gegen unkundige Hände durch ein neues Schloss und eine neue, weiche Ummantelung.
Hier wartet er geduldig auf seine ersten Konzerte, auf Pianistinnen und Pianisten, die ihm endlich wieder seinen Zauber entlocken können, seinen Klang entlocken und ihn so behandeln, wie es ihm seit Anbeginn gebührte.
So ein Eintritt in ein neues Leben kostet natürlich viel Geld. Einen Klinikaufenthalt bezahlt die Kasse, wenn man nicht alles dafür getan hat, dass dies nicht geschieht.
Eine Flügelkasse gibt es nicht.
An der Finanzierung des "Klinikaufenthalts" unseres Flügels beteiligten sich das Hamburger Landesinstitut (LI) und die Elisabeth-Kleber-Stiftung, die uns schon einmal sehr wohlgesonnen war, indem sie uns 4 kabellose Mikros für die Chorarbeit spendierte. Dieses Mal wollte sie eigentlich den neuen Rechner-Raum unterstützen, für den wir allerdings schon einen Sponsoren hatten (siehe diese Homepage: Steinberg-Modell-Schule). Statt nun kurzer Hand den Betrag von 3000,- Euro zurückzuziehen, widmete ihn die Stiftung einfach um, damit unser Flügel nicht zu kurz kommen musste. Denn was nützt ein Haus voller Rechner, wenn die Instrumente langsam verschwinden...
Wir bedanken uns ganz besonders herzlich bei der Elisabeth-Kleber-Stiftung für ihr unbürokratisches Engagement, das schon im März-Heft der BGFG folgendermaßen beschrieben wurde: