Blues@school 2013

Am letzten Oktobertag zwischen zwölf und halb zwei hielt der Blues Einzug in die STS Horn.

Blues@School ist ein Projekt, das von der Blues-Foundation (Memphis, USA) ins Leben gerufen wurde und über den Baltic Blues e.V. nach und nach auch in Deutschland verbreitet und von der Sparkasse Holstein bzw. den Stiftungen der Sparkasse Holstein gefördert wird.

http://bluesfest-eutin.de/blues-at-school.html
http://bluesfest-eutin.de/baltic-blues.html

Ganz ehrlich: Wir hatten mit ein paar netten unbekannten Musikern gerechnet, die unseren Jugendlichen etwas über Blues erzählen, recht ordentlich spielen und dann wieder abfahren.

Dann aber erlebten wir Musiklehrer und unsere Musikkurse der Klassen 8-10 samt einigen Oberstufenschülern geballte 90 Minuten echten, authentischen Blues vom Allerfeinsten! Das bleibt hängen und schafft Lust auf mehr.

Die Anmoderation von Helge Nickel (auf deutsch) war schülergerecht kurzweilig, lieferte historische Zusammenhänge und machte gespannt auf die Musik. Besonders betonte Helge die Forderung nach Respekt den „Alten“ und ihrer Musik gegenüber, die immerhin die Grundlage für jedwede Musik der heutigen Jugend bildet.

Ab dann ging’s auf Englisch weiter. Kein Problem: Mac Arnold, der grandiose „Altvater“ mit dem großen Hut, der mit seinen rund siebzig Jahren mehr Power versprühte als manche/r Anwesende je im Leben erreichen wird, sprach dermaßen intensiv, klar und überzeugend, dass unsere SchülerInnen an den „richtigen Stellen“ lachten, klatschten und antworteten. Nur Fragen zu stellen trauten sie sich (noch) nicht.

So richtig bewusst wurde unseren SchülerInnen, wen sie da vor sich hatten, als Mac Arnold seine in seiner Jugend selbst gebauten Gas Can Guitars vorstellte – und ihnen Soli und Sounds entlockte, die selbst wir Musiklehrer nicht für möglich gehalten hätten. Im Einklang mit seiner erdigen Stimme, mit den verständlichen Texten und mit den wirklich hervorragenden Musikern seiner Band.

Für Blues-Interessierte: In Mac´s erster Band saß James Brown am Piano. Später spielte er jahrelang bei Muddy Waters und nahm LPs mit Otis Spann und John Lee Hooker auf. Mittlerweile hat er seine eigene, hervorragend besetze Band, mit der er 2009 beim Eutiner Bluesfest begeisterte und ständig durch die großen europäischen Festivals tourt. Er gehört zur „Old School“ und spielt einen begeisternden Chicagoblues – vermischt mit Soul und Funk. Bei uns traten auf: Mac Arnold (vocals, bass, gas can guitar), Max Hightower (keyboard, harp, guitar), Austin Brashier (guitar, vocals) und Fabrice Bessouat (drums) – alles hochkarätige, stilsichere, handwerklich brillante, überzeugende und humorvolle Musiker.

Zugegeben: Nicht alle unserer eingeladenen SchülerInnen begriffen, was da eigentlich vor sich ging. Respekt vor unbekannten Musikern und einer Musik, die sich von bekannten Hörmustern entfernt, bleibt jenen Möchtegernmachos ja immer fremd, die eine „Was sollas ey, binnisch selbst der Größte Digga“-Mentalität vor sich hertragen wie auch jenen Mädchen, denen der Inhalt ihres Schminktäschchens näher liegt als welche echte Erkenntnis auch immer. Zum Glück gibt es aber noch die Anderen, die Mehrheit. Wir Musiklehrer erlebten hauptsächlich intensiv zuhörende, oft sogar richtig gebannte Jugendliche, die jeden Ton, jedes Wort aufsaugten. Da war es nur am Rande nervig und letztlich fürs Ganze unwichtig, die Ignoranten ab und zu mal umsetzen oder hinaus „bitten“ zu müssen.

Als dann die Band unsere SchülerInnen einlud mitzuspielen, griffen sich zwei Oberstufenschüler Bass und Gitarre und Mitglieder unserer Percussion-AG ihre Cajones. Natürlich lieferten sich Ronnie und Herr Nöhring in den Breaks eines Songs ein furioses Cajon-Battle. Da hörten sogar die wenigen Ignoranten plötzlich zu.

Während des Konzerts kam unser Schulleiter, Herr Koch, hinzu, staunte sichtlich (auch er war nicht von einer solch unglaublichen Qualität ausgegangen) und wollte gar nicht mehr weg. Unser Hausmeister zeigte sich nur um kurz nachschauen, ob alles OK ist, auch er blieb. Sein Kommentar: „Das ist das Beste, was Ihr je rangeholt habt“.

Unser Dank gilt nicht nur den fantastischen Musikern, sondern auch dem Moderator Helge Nickel, der zwischendurch die hervorragenden Fotos machte, und dem unermüdlichen Tom Pidde, der eine prima Vorarbeit lieferte und jederzeit die Organisation voll im Griff hatte. Und unserer Technik-AG, die aufbaute, verkabelte und abmischte. Profis eben.